Votivherz
Augsburg, 1775-77
Meister Ignatius Caspar Bertholt
Silber, getrieben vergoldet
Tremulierstrich, gepunzt mit „ICB“ und Augsburger Stadtpyr
B ca 14 cm

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Bei diesem flammenden Herzpaar handelt es sich um eine seltene Votivgabe, die weder geprägt noch gegossen, sondern aus echtem Silberblech durch aufwändige Treibarbeit in eine ausdrucksstarke dreidimensionale Form gebracht und feuervergoldet wurde. So ist es nicht verwunderlich, dass der Meister, Ignatius Caspar Bertholt, es mit seinen Initialen zeichnete und als Augsburger Werk punzen ließ. Daraus lässt sich schließen, dass es zwischen 1775 und 1777 entstanden ist. Seinem damaligen Eigentümer diente es als kostbare und liebevolle Opfergabe.

Votive wie das vorliegende, die insbesondere im alpenländischen Christentum des 17. bis 19. Jahrhunderts eine tragende Rolle spielten, sind als Bitt- oder Dankesgaben an einem Ort von religiöser Bedeutung dargebracht worden. Oft wurden sie mit einem Gelübde verbunden und anlassbezogen oder im Rahmen einer Wallfahrt gestiftet – der Votant erhoffte sich eine Verbesserung leidvoller Umstände oder bedankte sich für eine Heilung.

Als Identifikationsopfer in Form von Armen, Beinen und Organen, oft generell Lungerl genannt, bilden viele von ihnen naturalistisch oder abstrahiert partiell den menschlichen Körper nach. Andere wiederum zeigen auf Bildtafeln, mit dem Zusatz Ex voto ganze Szenen oder stellen Nutztiere und Symbole dar. Aus unterschiedlichen Materialien gefertigt, vom Votanten selbst oder in Kleinserien in Werkstätten, zeugen sie bis heute von einem starken Glauben und den ureigensten Hoffnungen und Wünschen der Menschen.

Publiziert in: Raum für Objekte - Ariane Laue Kunsthandel, Kat.VII - Nr. 30, München 2020