Tonkopfurne
Niederbayern, 19. Jahrhundert
H ca. 8 cm
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Votive, die insbesondere im alpenländischen Christentum des 17. bis 19. Jahrhunderts eine tragende Rolle spielten, sind als Bitt- oder Dankesgaben an einem Ort von religiöser Bedeutung dargebracht worden. Oft wurden sie mit einem Gelübde verbunden und anlassbezogen oder im Rahmen einer Wallfahrt gestiftet – der Votant erhoffte sich eine Verbesserung leidvoller Umstände oder bedankte sich für eine Heilung.
Als Identifikationsopfer in Form von Armen, Beinen und Organen, oft generell Lungerl genannt, bilden viele von ihnen naturalistisch oder abstrahiert partiell den menschlichen Körper nach. Andere wiederum zeigen auf Bildtafeln, mit dem Zusatz Ex voto ganze Szenen oder stellen Nutztiere und Symbole dar. Aus unterschiedlichen Materialien gefertigt, vom Votanten selbst oder in Kleinserien in Werkstätten, zeugen sie bis heute von einem starken Glauben und den ureigensten Ängsten und Nöten der Menschen.
Die hier vorliegenden Tonvotive in Form von Köpfen werden im Volksmund, wohl aufgrund ihrer Form, „Tonkopfurnen“ genannt. Die insbesondere in Niederbayern bis ins 19. Jahrhundert beliebten Votive wurde oft mit Korn gefüllt, teilweise mit drei unterschiedlichen Sorten. Manche haben dafür eine am Oberkopf angebracht Öffnung, andere wiederum wurden von unten befüllt, mit Ton verschlossen und noch einmal gebrannt oder blieben ganz leer. Ihr Bedeutung ist umstritten – möglicherweise handelt es sich um eine Art Erntedankgabe oder, wie andere Forscher vermerken, um Fruchtbarkeitsbitten, die auch mit dem Wunsch nach einem guten Ehemann in Verbindung standen.
Publiziert in: Raum für Objekte - Ariane Laue Kunsthandel, Kat. IV - Nr. 8, München 2016