Gliederpuppen-Paar
Deutsch, um 1900
Holz, Eisen
H 85 cm

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Gliederpuppen waren im 19. Jahrhundert mehr als nur technische Hilfsmittel: Als dauerhafte Begleiter und Bewohner des Ateliers bauten Künstler eine Beziehung zu ihrem stillen Modell auf. Nur wenige konnten sich mehr als eine Puppe leisten, sie verblieb dauerhaft im Atelier und so verwundert es nicht, dass Gliederpuppen sich vom funktionalen Objekt hin zum eigenständigen Subjekt entwickelten, sie wurden vermehrt selbst zum Bildthema.
Zu diesem Zeitpunkt waren die Modelle bereits komplett geschnitzt und montiert aus Manufakturen zu beziehen. Die Größe reichte dabei von kleinen Exemplaren, wie man sie noch heute im Kunstunterricht verwendet, bis hin zu lebensgroßen Puppen. Künstlerische Weiterentwicklungen und unterschiedliche Bedürfnisse führten zu einer Formenvielfalt, verschiedene Typen bildeten sich heraus.
Obwohl das hier vorliegende Gliederpuppen-Paar aus unterschiedlichen Hölzern gefertigt ist, gehören die Figurinen zum selben Typus. Sie sind einander sehr ähnlich, lediglich an der Formung der Brust wird der Geschlechtsunterschied deutlich. Die Gesichter erscheinen abstrahiert, auch Finger und Zehen sind nur durch die Form angedeutet. Puppen dieses Typs finden sich beispielsweise auf Man Rays Fotografien und Gemälden, aber auch für einige von Oskar Schlemmers abstrakten Werken lassen sie sich als Grundlage vermuten. Die meisten dieser Gliederpuppen sind jedoch deutlich kleiner als das vorliegende Paar, das rund 83 cm in der Höhe misst, sie sind meist nur um die 25 cm hoch.

Bis heute sind beide Puppen sind voll funktionsfähig, die mit hölzernen Kugeln versehenen Gelenke ermöglichen eine große Bewegungs- und damit Inszenierungsfreiheit. Ihre charismatische Gestaltung und qualitätsvolle Umsetzung machen sie zu einer beweglichen, immer neu inszenierbaren Skulptur.

Publiziert in: Raum für Objekte - Ariane Laue Kunsthandel, Kat. III, Nr. 10, München 2015