Tracheide
Botanisches Modell
Reinhold Brendel
Berlin um 1900
Gelatine, Holz, Metall
H 38, L 47 cm

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Das stark vergrößerte Modell zeigt die Tracheide, eine langgestreckte Zelle, die der Versorgung und Festigung von Pflanzen dient. Das Metallettikett vermerkt: 190. / Stück einer Tracheide. / aus dem Holz der Kiefer. / Verg. 1200fach. / R. Brendel, Grunewald-Berlin. Es wurde aus dickwandiger Gelatine gefertigt und in eine Drahtkonstruktion gesetzt, die Tracheide selbst kann so entnommen und als allansichtiges Lehrmittel verwendet werden.

Dabei handelt es sich um Reinhold Brendel, den Sohn Robert Brendels (ca. 1821 - 1898), der neben Leopold und Rudolph Blaschka sowie Louis Auzoux und zu den bedeutendsten Lehrmittelherstellern des 19. Jahrhunderts gehört. Die ersten Modelle der in Breslau gegründeten Firma basierten auf den Forschungen des polnischen Apothekers Carl Leopold Lohmeyer (1799 - 1873). Brendel ließ stark vergrößerte Pflanzenlehrmodelle vorwiegend aus Papiermaché fertigen und konnte sie an Universitäten verkaufen. Seine Modelle wurden dafür auf Messen wie in Katalogen und Zeitschriften präsentiert. Für die Fertigung seine Modelle wurde das Papiermaché in Model gepresst und später kunstvoll von Hand weiterbearbeitet. Abschließend wurden die Modelle auf gedrechselte und etikettierte Holzsockel montiert.
Um 1875 übersiedelte Brendel nach Berlin, die nun „Verlagsanstalt für Lehrmittel“ genannte Firma wurde erfolgreich von seinem Sohn Reinhold Brendel (ca. 1861 - 1927) weitergeführt. Durch ihre kunstvolle Gestaltung werden die selten gewordenen botanischen Modelle mittlerweile als Kunstobjekte gesammelt und bestechen durch ihre außergewöhnliche Ästhetik und Ausstrahlung.

Publiziert in: Raum für Objekte - Ariane Laue Kunsthandel, Kat. III - Nr. 17, München 2015