Modell Predigtsäule Regensburg
Süddeutsch, 18. Jahrhundert
Speckstein, Holz
H 54 cm, B 20 cm, T 20 cm
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Die Regensburger Predigtsäule ist mit dem vorliegenden Modell ebenjenes Bauwerks nicht nur durch den Entwurf verbunden - Grund und Zweck der Errichtung dieser ästhetischen und raumprägenden Werke bleiben ein Mysterium.
Die Regensburger Predigtsäule wurde wohl im frühen 14. Jahrhunderts errichtet und mehrmals restauriert, zuletzt 1858. Sie ist rund neun Meter hoch und mit einem Bildzyklus ausgestattet: Wie von Josef Anton Endres vorgeschlagen, handelt es sich wohl um eine Versinnbildlichung des Jüngsten Gerichts mit den zwölf Aposteln und Christus als Weltenrichter mit Maria und Johannes. Dieses ikonographische Programm erklärt aber nicht den Namen Predigtsäule, um den sich bis heute nur Legenden ranken.
Auch über die Verwendung und den Grund der Anfertigung dieses Modells der Regensburger Predigtsäule lässt sich nur mutmaßen: In der Sockelzone finden sich Reste eines historischen Etiketts, dessen Beschriftung leider verloren gegangen ist.
Das Modell wurde aus Speckstein geschnitzt und auf einen gefassten Holzsockel montiert. Form und Aufbau stimmen mit dem Original überein, das Modell scheint annähernd maßstabsgetreu gearbeitet. Im Laufe der Zeit ist es - wie das Original - wohl mehrfach liebevoll restauriert und ergänzt worden. Der aufgesetzte Weltenrichter und die Rückseite des Kreuzes fehlen, die Fehlstellen sind aber ästhetisch kaschiert. Tatsächlich handelt es sich um keine exakte Kopie der heutigen Predigtsäule, das Bildprogramm und die Ausführung der Figuren unterscheiden sich an mehreren Stellen. Auch die Anordnung der einzelnen Segmente ist nicht mit dem heutigen Erscheinungsbild der Säule identisch. Möglicherweise entspricht dies einem früheren Stand der Restaurierung, vielleicht sind auch, wie beispielsweise am Kreuz ist, einzelne geschnitzte Segmente des Modells nach einer Reparatur verdreht zusammengesetzt worden.
Das Modell stammt wohl aus dem späten 18. oder frühen 19. Jahrhundert. Eine Verwendung während der Restaurierungsmaßnahmen Mitte des 19. Jahrhundert ist unwahrscheinlich, das Modell gibt zwar die Ästhetik der Säule gut wieder, der Maßstab wäre aber zu klein, um detaillierte Verbesserungen und Veränderungen der durchgeführten Steinmetzarbeiten zu zeigen. Auch wenn sie teilweise von einem weitaus größeren Vorbild übernommen wurden, haben die kleinen handgeschnitzten Reliefs eine eigene ästhetische Qualität gewonnen - das Bauwerk wirkt auch im Miniaturformat.
Möglicherweise handelt es sich bei dieser Arbeit nicht um typisches Architekturmodell, sondern um das Übungsmodell eines Bildhauers, der seine eigene Version des Bauwerks als Modell anfertigte. Es könnte auch als Auftragsarbeit zum Zeitpunkt eines früheren Zustandes entstanden sein - wie die aufwändigen Restaurierungen zeigen, wurde es, wie die originale Predigtsäule, auch lange nach seiner Entstehung hochgeschätzt.
Publiziert in: Raum für Objekte - Ariane Laue Kunsthandel, Kat. V, Nr. 30, München 2017