Gliederpferd
Frankreich, 19. Jahrhundert
Nussbaum, Eisen
Reiter H 39 cm
Pferd H 49 cm, L 50 cm

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Die komplexe Zusammensetzung des hier vorliegenden Gliederpferdes musealer Qualität ermöglicht dem Künstler große Inszenierungsfreiheiten: Die verschraubten Kugelgelenke von Pferd und Reiter können in unterschiedlichen anatomisch korrekten Positionen fixiert werden. Meist ausgestattet mit aufsteckbaren Reitern dienten Gliederpferde als Bildvorlagen und erleichterten es dem Künstler, auch dynamische Posen in Bewegung festzuhalten. Sie wurden wohl hauptsächlich für Pferdestudien und Schlachtenbilder verwendet.
Ende des 19. Jahrhunderts wurden Gliederpuppen von verschiedenen Herstellern kommerziell gefertigt, teilweise zeigen Plakettierungen die Herkunft des Stückes an. Dieses besondere, sehr hochwertige, handgeschnitzte Stück ist nicht bezeichnet, Vergleichsobjekte machen jedoch eine Herstellung in Frankreich wahrscheinlich - im Münchner Stadtmuseum und im Palais Starhemberg in Wien haben sich ausgesprochen ähnliche Pferde erhalten.

Gliederpferde sind deutlich seltener als menschliche Gliederpuppen. Nur wenige Exemplare in vergleichbarem Maßstab haben sich erhalten, alle basierend auf zwei Grundtypen: Der Hals der Pferde des ersten Typus ist aus ledernen Segmenten zusammengesetzt, der zweite, hier vorliegende Typus dagegen komplett aus Holz geschnitzt.
Viele der noch erhaltenen und publizierten Vergleichsstücke sind unvollständig. Bei dem vorliegenden Gliederpferd jedoch finden sich noch immer alle Originalteile, einschließlich des maßstabsgerechten und abnehmbaren Reiters. Ein alter Schlüssel, der den Sockel in der gewünschten Position fixiert, ist ebenfalls vorhanden. Pferd und Reiter sind in einem bemerkenswert guten Erhaltungszustand und weiterhin für die ursprüngliche vorgesehene Verwendung geeignet - durch ihre bestechende Ästhetik und qualitätsvolle Ausführung gelten sie heute als eigenständige Kunstwerke. Sie sind bewegliche, immer neu inszenierbare Skulpturen.

Publiziert in: Raum für Objekte - Ariane Laue Kunsthandel, Kat. V - Nr. 16, München 2017