Modell Giottoturm Florenz
Italien 19. Jahrhundert
Alabaster, Holz
H 59 cm

Objekt leider nicht mehr verfügbar.
Kontaktieren Sie uns für ähnliche Objekte!

Bei vorliegendem Architekturmodell handelt es sich um den Campanile di Giotto - der
berühmte Glockenturm nach Entwürfen des italienischen Renaissance Malers und
Baumeisters Giotto di Bondone in Florenz. Besonders zeichnet es sich durch die feine
Ausarbeitung und seine, auf den ersten Blick nicht erkennbare Zerlegbarkeit aus: Das Modell
kann in sechs Einzelteile aufgeteilt werden.
Drei Fassadenelemente werden dabei auf dem Sockel aufgesetzt, zwei kleinere Elemente
aus grauem Alabaster dienen im Inneren des Turms als zusätzliche Verstärkung. Die
Fassadenelemente können grundsätzlich auch ohne die Verstärkungselemente gestapelt
werden, da Verzapfungen aus Holz für Stabilität sorgen – dann ist ein Blick durch die
durchbrochen gearbeiteten Säulen des Turmes möglich.
Um das korrekte Zusammensetzen zu gewährleisten, sind die Einzelteile minutiös bezeichnet:
Die Aufschrift Porta markiert am Sockel die Ausrichtung des Portals, gravierte arabische
Ziffern vermerken die Reihenfolge der Verstärkungen, die Fassadenelemente selbst sind mit
einem einfachen Punkt-System markiert. Das Werk ist vom Künstler unter dem Sockel und im
Inneren bezeichnet, die Signatur aber nicht mehr eindeutig zu entziffern.

Während die fein geschnitzte Struktur der Fassade den Dekor des Campanile imitiert, wurde
die berühmte Polychromie des originalen Bauwerks im Model nicht übernommen. Giotto hatte
für seinen Entwurf auf die Farbigkeit und Materialien der Kathedrale von Florenz, in direkter
Nähe am Piazza del Duomo, zurückgegriffen: weißer Marmor aus Carrara, grüner Marmor
aus Prato und roter Marmor aus Siena. Er verstarb bereits 1337, weit vor der Fertigstellung,
unter Andrea Pisano und Francesco Talenti konnte der Turm dann 1359 beendet werden.
Entstanden ist das Modell als Souvenir, im Kontext einer Grand Tour Reise. Das vor Ort
erworbene Modell diente dabei nicht nur als Andenken, sondern zeugte in der privaten
Sammlung des Reisenden, von dessen erlebten Abenteuern und erworbenen Bildung. Im
Gegensatz zu weit häufigeren Motiven aus Rom und Pisa sind Modelle des Giotto Turmes,
noch dazu in dieser Größe, äußerst selten zu verzeichnen. Auch wenn stilistisch ähnliche
Modelle des Campanile in Privatbesitz bekannt sind, sucht man ein vergleichbar zerlegbares
Objekt vergebens.
Das Turmmodell weiß nicht nur durch seine außergewöhnlichen Eigenschaften den
Betrachter zu überzeugen, sondern auch durch seine Ästhetik: Als Repräsentant bringt es die
toskanische Gotik in verkleinertem Maßstab sehr wirksam in den zeitgenössischen Raum.

Publiziert in: Raum für Objekte - Ariane Laue Kunsthandel, Kat. VII - Nr. 2, München 2020