Modell Fördergerüst
Frankreich, um 1800
Holz, Eisen, Messing, Hanf
H 72,5 cm, B 41 cm, T 13,5 cm

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Bei diesem seltenen Maschinenmodell musealer Qualität handelt es sich um das Lehrmodell eines Förderturmes, auch Teufgerüst genannt, wie er im Bergbau eingesetzt wurde. Aufwendig und exakt gefertigte Steckverbindungen aus Holz und Messing machen das Modell, wie auch den Turm in Originalgröße, in Einzelteile zerlegbar. Komplettiert wird es durch ein detailliert ausgearbeitetes, bewegliches Windensystem mit Metallzahnrädern und Holztrommel, Eisenkurbeln und Holzgriffen – es ist vollkommen funktionsfähig. Das dreidimensionale, stark verkleinerte Lehrmodell macht die Konstruktion und Funktion eines Förderturmes leicht verständlich und visuell wie haptisch begreiflich, was sich mit Zeichnungen, aber auch am meteterhohen Original nur schwer vermitteln lässt. Es diente wohl der Unterweisung von Auszubildenden im Bergbau, die an speziell dafür geschaffenen Schulen unterrichtet wurden die entsprechend eine thematische Sammlung technischer Modelle vorzuweisen hatten. Wie die berühmte Modellsammlung aus Göttingen belegt, wurden ähnliche Maschinenmodelle im 18. Jahrhundert aber auch zur Unterweisung von Beamten im höheren Staatsdienst eingesetzt. An den zahlreichen anderen historischen Modellsammlungen zeigt sich, was für eine wichtige Rolle diese Modelle im Unterricht spielten – dabei konnte ihre Anfertigung ebenso wichtig wie die Erprobung der Funktion am fertigen Objekt sein. Das vorliegende Modell ist jedoch so fein, detailliert und hochwertig gearbeitet, dass als Hersteller nur fertig ausgebildete, spezialisierte Handwerker in Betracht kommen. Da das Modell komplett zerlegbar ist, kann auch die Errichtung des in Einzelteilen von Tagwerk zu Tagwerk transportieren Turms en miniature erprobt werden.

Dass sich das Modell in diesem Zustand erhalten hat, ist ein seltener glücklicher Umstand – im auslaufenden 19. Jahrhundert wurden die meisten Lehrsammlungen aufgelöst und viele Objekte zerstört. In bedeutenden wissenschaftlichen Sammlungen wie in der bereits erwähnten Modellkammer des Maximilianmuseums Augsburg, der Modellsammlung Göttingen und dem Historischen Museum in Hannover finden sich aber bis heute vergleichbare Objekte.

Publiziert in: Raum für Objekte - Ariane Laue Kunsthandel, Kat. II - Nr. 2, München 2014