Helmskulptur
Italien um 1600
Marmor
H 38 cm

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Die vorliegende Skulptur eines Helmes, aus einem einzelnen weißen Marmorblock geschlagen, zeichnet sich durch ihre ausdrucksstarke, nuancierte Gestaltung und würdevolle Ausstrahlung aus. Die weiche geometrischen Modellierung des Helmes, die Lebendigkeit der Ornamente des Visiers sowie  das Flechtmotiv an den Rändern haben eine nahezu naturalistische Wirkung.
Der Block wurde sorgfältig ausgehöhlt um eine gleichmäßige Dicke über die gesamte Oberfläche zu erhalten, dabei ist die Rückseite abgeflacht und nicht vollrund ausgearbeitet, was eine Aufstellung mit dem Rücken zu einer Gesamtkomposition vermuten lässt. Die Skulptur war somit einst Teil eines größeres Grabkomplexes oder Denkmals – ein künstlerisches Ehrenbezeugnis, wie man es im Italien des 15. und 16. Jahrhunderts hochstehenden Verstorbenen darbrachte.

Die Verwendung von Rüstungen und Waffen in der Sepukralkultur reicht Jahrhunderte zurück. Der Helm, als Zeichen von Status, Stärke und Würde,  fand entweder als Grabinsignium, das während der Trauerzeremonie verwendet wurde Verwendung, oder als Attribut, das in Gedenkkunstwerken wie Skulpturen, Grabsteinen oder flächigen Reliefdarstellungen auftaucht. Manchmal, z. B. im mittelalterlichen England, wurden auch Metallhelme als sogenannte "Errungenschaften" über das Grab gehängt.  
Während einige vergleichbare Helmskulpturen aus ihrem ursprünglichen Kontext entfernt wurden und heute in bedeutenden Sammlungen zu finden sind, wie z. B. der Helm der Wyvern Collection, blieben andere als Teil bedeutender Denkmäler in situ. Ein beeindruckendes Denkmal von Ferdinando I. de Medici, Großherzog der Toskana (1549-1609) in Arezzo, zeigt den Großherzog mit einem Helm zu seinen Füßen, der dem vorliegenden sehr ähnelt. In Deutschland zeigt das berühmte Dresdner Moritzdenkmal Maurice, Kurfürst von Sachsen, bei der Übergabe des Kurschwertes an seinen Bruder August, die Helme zu ihren Füßen. Das von Hans Walther 1555 gefertigte Original befindet sich heute im Kurfürstensaal des Residenzschlosses Dresden, eine Kopie an ihrem ursprünglich vorgesehenen Standort, der Brühlschen Terrasse in Dresden.

Publiziert in: Raum für Objekte - Ariane Laue Kunsthandel, Kat. VIII - Nr. 24, München 2021