Formglasgruppe
Deutsch, Ende 17. Jahrhundert
Farbloses Glas, Zinn
H 15 -21 cm

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Alle drei Gläser werden dem Formglas zugeordnet, das auch als Gebrauchsglas oder Hüttenglas bezeichnet wird. Zusammengenommen charakterisieren alle drei Begriffe diesen Glastypus: Formgläser wurden direkt in der Glasbläserhütte heiß fertiggestellt und nicht nach dem Erkalten weiterbearbeitet, beispielsweise durch Gravur, Schliff oder Bemalung. Die so entstandenen Gläser waren Gebrauchsgläser, die im privaten Bereich wie in Gewerbebetrieben täglich everwendet wurden, darunter Trinkgläser, Flaschen und Vorratsgläser, aber auch Tintenfässer, Destilliervorrichtungen und Werkzeuge.
Für Formgläser kamen zahlreiche ausgeklügelte Techniken im heißen Glas zum Einsatz, das mit Modeln geformt, von Mund geblasen und beispielsweise mit Fadenauflagen und aufgeschmolzenen Nuppen verziert wurde. Teilweise wurden sie auch farbig gestaltet und in Schichten aufgebaut. Trotz ihrer seriellen Herstellung unterscheiden sich einzelne Gläser immer in Detail und Wirkung – Lufteinschlüsse verleihen jedem Stück eine jeweils eigene Charakteristik, die sich vor allem im Gegenlicht zeigt. Handgefertige Gebrauchsgläser erreichten im Laufe der Jahrhunderte eine große Formenvielfalt, oft lassen sie sich aufgrund ihrer Form, Technik und Füllmenge regional zuordnen. Durch ihren ursprünglichen Verwendungszweck und ihre Fragilität haben sich nicht viele Hüttengläser erhalten –  heute werden sie aufgrund ihrer ästhetischen Erscheinung und Haptik als Sammelobjekte sehr geschätzt.

Die Flasche aus farblosem Glas ist ganz in Fassform geblasen. Der Korpus wird von vier Füßen gestützt, eine spiralig umlaufende Fadenauflage ziert das Glas, das von einem originalen Zinnschraubverschluss verschlossen wird. Als typisch deutsche Schnapsflasche ist das Gefäß um 1700 entstanden.

Das Daumenglas ist nach den vier daumenförmigen Einbuchtungen in der Wandung benannt. Möglicherweise dienten sie dazu, das Glas bei Gebrauch besser greifen zu können – sie sind typisch für deutsche Trinkgläser zu Ende des 17. Jahrhunderts. Das Glas selbst ist fassförmig, von einer spiralig umlaufenden Fadenauflauge geschmückt und steht auf einem Fuß. Im farblosen Glas finden sich die typischen kleinen Blasen eines mundgeblasenen Objekts, der Boden ist hochgestochen und zeigt den ebenfalls für diese Technik typischen Abriss.

Das sogenannte Passglas, ebenfalls ein Trinkglas, ist in Keulenform gestaltet, die nach unten in einen Fuß ausläuft. Für ein Glas dieses deutschen Typus, das um 1680 entstand, ist es niedrig. Der Boden ist leicht hochgestochen und zeigt einen Abriss, eine spiralig verlaufende Bandwurmauflage, die schmal beginnt und nach unten breiter wird, ziert die Wandung.

Publiziert in: Raum für Objekte - Ariane Laue Kunsthandel, Kat. I - Nr. 8, München 2013